Beten lernen

Beten lernen

Betet ohne Unterlass!

1. Thessalonicher 5,17 (LUT84)

Und es begab sich, dass er an einem Ort war und betete. Als er aufgehört hatte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte.

Lukas 11,1 (LUT84)

Stell dir vor, du willst mit jemandem reden, den du nicht siehst. Diese Person ist völlig anders als du. Sie hat außerdem eine mächtige Position inne. Und dazu kommt, dass diese Person meistens über ein anderes Medium antwortet, als du sie ansprichst.

So geht es mir manchmal mit dem Gebet. Das Beten befindet sich in einer extremen Spannung: Obwohl es so einfach klingt, ist es eine wirklich schwierige Sache – wir reden mit dem allmächtigen Gott, den wir nicht sehen.
Als ich einen meiner Freunde während des Zivildienstes kennenlernte, war er sehr neu im Glauben und konnte nicht in unseren Hauskreistreffen beten. Aber es war wundervoll zu sehen, wie er im Laufe der Monate erste vorsichtige Schritte im Gebet machte. Beten kann man – und sollte man – lernen.

Was passiert, wenn wir nicht lernen zu beten? Meine Erfahrung ist: Mein Gebet wird zum Krampf und es wird oberflächlich. Wenn ich meine eigenen “freien Gebete” so anschaue, dann benutze ich oft doch nur dieselben Phrasen und drehe mich um dieselben Themen. 

Das Gebet wird zur Liste von Anliegen und verliert schnell die persönliche Note.

Wie kann man Beten lernen?

Zwei Dinge finde ich zum Anfang hilfreich:

  1. Rahme deinen Tag mit Gebet, anstatt dein Gebet in den Tag hineinzupressen.
    Wir finden bei vielen Personen der Bibel strukturierte Gebetszeiten (Daniel, David, die Apostel, Jesus). Es muss nicht gleich siebenmal täglich sein, wie wir bei David lesen (Ps 119,164). Aber ich finde es hilfreich einen Rahmen für den Tag zu setzen. In meiner Situation heißt das: Ich stehe vor den Kindern auf, um vor dem Alltag starten zu können. Wenn wir dann gemeinsam vor dem Schlafengehen beten, schließt das den Tag in Gebet ein. Von hier aus kann ich jetzt Schritt für Schritt weitergehen und z.B. das Tischgebet mittags oder abends zu einer Familiengebetszeit ausbauen – oder in der Mittagspause eine kurze Gebetszeit einbauen. Es geht nicht darum, irgend ein Muster zu kopieren. Finde einen Rhythmus, der deinen Tag gut rahmt!
  2. Bete mit der Schrift! Schöpfe aus der Tiefe der biblischen Gebete, um deine eigenen freien Worte neu zu befruchten.
    Wenn ich die Psalmen und Gebete der Bibel auch selbst bete, geschieht etwas Geniales: Gottes eigene Worte an mich werden meine Worte an ihn. Fang doch einfach einmal mit sieben Gebeten/Psalmen an und bete sie jede Woche am Beginn deines Gebets. Mach sie zu deinem Gebet. Danach schließt du einfach deine eigene Worte an. Du wirst staunen, was das mit deinem Gebet macht!

Einige Vorschläge für biblische Gebete zum Selberbeten: (Lukas 1,46-55; Lukas 1,68-75; Ps 3,5-7; Ps 8,2-10; Ps 18,2-4; Ps23; Matthäus 6,9-13)

2 Gedanken zu „Beten lernen

  1. Einfach umzusetzende, aber hilfreiche Hinweise – vielen Dank. Gut, dass Thema Gebet immer wieder erneut für sich selbst zu reflektieren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade das Beten mit den Psalmen bzw. mit Bibelworten mein Gebetsleben „auf eine ganz andere Ebene“ bringt – auf jeden Fall wenn ich es bewusst bete. Ich denke, dass viele bestätigen können, dass die „freien Gebete“ schnell oberflächlich oder krampfhaft werden – v.a. an Tagen, an denen es besonders schwer fällt zu beten (gerade hier können Bibelworte helfen). So wie Egelkraut es ausdrückt, indem er Bonhoeffer zitiert: „Im Psalmen – Gebet bestimmt ’nicht die Armut unseres Herzens, sondern der Reichtum des Wortes Gottes‘ unser Gebet. Und der Psalter wird zur Schule des Gebets: ‚Gottes eigene Worte nachsprechend, fangen wir an, zu ihm zu beten'“ … „Sie [die Psalmen] bewahren das Gebet davor, kleinkariert, steril und ich-bezogen zu werden und tragen durch geistliche Dürrezeiten hindurch … zugleich bewahren sie vor der Überheblichkeit, die meint, man könnte immer beten“ … Auch Luther hat den Wert der Psalmen und auch des „persönlichen Psalmen-Gebets“ immer wieder betont: „Billig sollte ein jeder Christ, der beten und andächtig sein will, den Psalter lassen sein täglich Betbüchlein sein“ (wenn auch etwas „schroff“ ausgedrückt). … Und bei all der wertvollen „Theologie“, die zugleich in den Psalmen und Bibelworten enthalten ist, werden wir beim Beten zugleich „geformt“ und im Verständnis Gottes vorangebracht. … Liebe Grüße 🙂

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