Applaus, Applaus?

Applaus, Applaus?

Lob formt uns. Deshalb ist Lob auch in der Kindererziehung so zentral. Denn wir verändern uns in das, wofür wir gelobt werden.

Dafür braucht es zwei Dinge:

  1. Lob für eine konkrete Sache
  2. Eine Person der wir das Lob auch abnehmen

Es ist deshalb wichtig klar zu haben, welche Personen mein Bezugspunkt sind. Denn von ihnen werde ich am meisten beeinflusst – auch durch ihr Lob.

Aber was bedeutet das für unsere digitale Kommunikation?
Hast du dich schonmal gefragt, was eigentlich in Deinem Kopf passiert, wenn du dieses Symbol unter einem deiner Posts siehst? Oder ein „Gefällt mir“ – oder ein Herz?
Es gibt ein Glücksgefühl. Vor allem, wenn es mehr „Klicks“ bekommt als die Beiträge der anderen. Und wir stellen uns selbst dar, so wie es die anderen grade gut finden.
Wir verändern uns in das Bild, wofür wir gelobt werden.

Wir suchen den Applaus der Menschen. Online wie offline.
Auch schon Augustinus (*354 n. Chr.) kannte das. Er hatte keinen Facebook Account, aber er war auf einer Rednerschule und erlebte dasselbe.
Als älterer Mann blickt er zurück und reflektiert, was damals wirklich mit ihm passiert ist:

Was hatte ich davon,[…] daß ich durch meinen Vortrag mehr Beifall fand als viele meiner Altersgenossen und Mitschüler?
War dies nicht alles Rauch und Wind? Dein Lob, Herr, Dein Lob, wie deine Schriften es künden, hätten das Spalier für die schwache Ranke meines Herzens bilden sollen. Dann wäre sie nicht umhergezerrt worden von Nichtigkeiten, eine schändliche Beute der Geflügelten. Gibt es doch mehr als eine Weise, den abtrünnigen Engeln zu opfern.

Confessiones, I, 17,27

Unser Herz sehnt sich nach Lob und Anerkennung. Aber das Lob der anderen verfliegt oft schnell, vor allem wenn es digital ist. Und so werfen wir uns in jeden neuen Trend, um wieder vorne mit dabei zu sein.

Für Augustinus ist das Ganze nicht nur eine psychologische Sache. Hier steckt mehr dahinter: Wenn wir dem Applaus hinterherrennen werden wir eine Beute der „Geflügelten“. Wir sind dann in der Gefahr dahin abzurutschen, wo uns die gottfeindlichen Mächte haben wollen: im Netz des Götzendienstes.

Was meint Augustinus damit „den abtrünnigen Engeln zu opfern“? Er hat 1. Korinther 10,19-20 vor Augen:

19 Was will ich nun damit sagen? Dass das Götzenopfer etwas sei? Oder dass der Götze etwas sei?
20 Nein, sondern was man da opfert, das opfert man den Dämonen und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr mit den Dämonen Gemeinschaft habt.
Manchmal lächeln wir vielleicht müde über die „primitiven“ Leute die Götterstatuen Fleisch opferten. Wir sind ja viel weiter!
Aber sind wir? Bringen wir nicht auch manches Mal unsere Selbstdarstellung als Opfer zum Altar des Internets, um das Wohlwollen der Götter zu empfangen?
Ich denke Augustinus hat hier gut beobachtet. Es ist weder physisch, psychich noch geistlich gesund, sich vom Lob der anderen hin und her hetzen zu lassen.
Was können wir also tun? Den Stecker ziehen und als Einsiedler im Wald leben?
Auch das befreit uns nicht. Wir brauchen Lob, aber von jemandem, der es gut mit uns meint, sich nicht ständig verändert und der uns das Lob gibt, das wir brauchen.
Dein Lob, Herr, Dein Lob, soll das das Spalier für die schwache Ranke meines Herzens werden. Dann kann ich zur Ruhe kommen in dir und zu dem menschen werden, den du im Sinn hast.

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